Hintergrund

Bei Arztbesuchen kommen auf die Betroffenen mehrere Hindernisse zu: Zum einen besteht sehr häufig eine Sprachbarriere, die nicht nur im direkten Kontakt mit dem Arzt, sondern auch z.B. bei der Terminvereinbarung Schwierigkeiten bereitet. Zum anderen gibt es aber auch bürokratische Hindernisse, da bisher häufig nicht klar gewesen ist, wer die Kosten für Arztbesuche übernimmt oder ob eine Behandlung durch das Sozialamt genehmigt werden muss. Wie wichtig die vermittelnde Tätigkeit auf der bürokratischen und sprachlichen Ebene ist, zeigt die Situation der zentralen Notaufnahmen im Sommer 2015: Aufgrund der erschwerten Kommunikation und mangels besseren Wissens wurden Geflüchtete mit gesundheitlichen Beschwerden direkt in die Notaufnahme geschickt. Dies hatte zur Folge, dass die Notaufnahmen schnell überfüllt waren und eine zufriedenstellende Versorgung der Patienten kaum möglich war.

Aus der Broschüre “Das kultursensible Krankenhaus – Ansätze zur interkulturellen Öffnung” (herausgegeben von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, 2015) geht deutlich hervor, dass Menschen mit Migrationshintergrund viele gesundheitliche Leistungen in geringerem Maß in Anspruch nehmen als die Mehrheitsbevölkerung (S. 20 ebd.).

Die Bundesministerien für Gesundheit und Justiz haben unmissverständlich gemacht, dass “jede Patientin und jeder Patient […] das Recht auf adäquate Verständigungsmöglichkeiten und eine angemessene Aufklärung und Beratung […]” hat (2003). Es ist bekannt, dass gegenseitiges Verstehen und damit auch die Bereitstellung von Sprachmittlung überforderte Fachkräfte, falsche oder unzureichende Beratung, mögliche Fehldiagnosen, verspätete oder unangemessene Therapien und damit verbundene Behandlungsfehler, persönliches Leid sowie unnötige Kosten verhindern kann (Brucks und Wahl 2003).

Weiterführender Link: https://www.bundesregierung.de/Content/Infomaterial/BPA/IB/Das_kultursensible_Krankenhaus_09-02-2015.html

Die Motivation der Gründungsmitglieder dieses Projektes lässt sich wohl in der erkannten Not seitens der Ärztinnen und Ärzte, aber auch der Geflüchteten und der Unterkünfte für Geflüchtete in Düsseldorf festmachen. Die Studierenden erlebten während ihrer Praxiseinsätze selbst Begegnungen mit Sprachbarrieren im Umgang mit Patientinnen und Patienten mit Migrationshintergrund – sie beobachteten, dass die Notaufnahmen kaum in der Lage waren, allen Geflüchteten eine ausreichende Versorgung zu bieten und einigen Geflüchteten sogar die Behandlung verwehrt wurde. Dazu kommen persönliche Beweggründe der AG-Mitglieder. Einzelne Gründungsmitglieder haben Eltern oder Verwandte, die selbst nach Deutschland geflohen sind. Die Ereignisse im Sommer 2015 waren für sie ein Erweckungserlebnis, aus dem ein Pflichtgefühl erwuchs. Also beschlossen sie, selbst aktiv zu werden.